Lesezeit: 2 Minuten
Mensch, der Vor- und Nachteile des Internets durchdenkt

(M)Eine Betrachtung des Web

Ich schätze die Möglichkeiten sehr, die uns Webtechnologien bieten. Gleichwohl betrachte ich die Auswirkungen auf das menschliche Verhalten sowie die Übermacht der amerikanischen Digitalkonzerne kritisch. Wie Menschen das Netz nutzen, versetzt mich immer noch täglich in Staunen, beispielsweise wenn ich die Smartphone-Abhängigen in der U-Bahn betrachte oder höre, wie viele Leute es interessiert, wenn jemand das Ergebnis seiner Shoppingtour auf YouTube präsentiert.

Manche Nutzer profilieren sich um jeden Preis

Es gibt kaum mehr jemanden, der nicht in den sozialen Netzwerken unterwegs ist. Aber die wenigsten machen sich einen Begriff davon, in welchem Ausmaß die Plattformen ihre Daten, Informationen und sogar ihre Gefühle auswerten. Mittlerweile ist eine Vorhersage von Persönlichkeitsprofilen aufgrund von Like-Mustern mit einer Genauigkeit von bis zu 95 Prozent möglich.

Ohne von dieser Tatsache groß Notiz zu nehmen, streben viele danach in den Sozialen Medien zu reüssieren. Die verlockende Aussicht auf reichenweitenstarke mediale Aufmerksamkeit erzeugt ein in jeder Hinsicht außergewöhnliches Maß an Ideenreichtum und Arbeitseinsatz. Ist man zum Influencer aufgestiegen, lohnt es sich auch finanziell. Da werden Dimensionen erreicht, mit denen sogar Kinder den Lebensunterhalt für die ganze Familie verdienen.

Ob mit oder ohne Kaufempfehlung, das Posten von Alltagsereignissen steht auch bei weniger ambitionierten Handynutzern hoch im Kurs. Wegen des Drucks, dabei eine gute Figur zu machen, ziehen manche ernsthaft eine Nasenoperation in Erwägung. Grund dafür ist, dass die nah vor das Gesicht gehaltene Smartphone-Kamera die Nase dick und knollig aussehen lässt.

Als die Bundeskanzlerin im Jahr 2013 sagte, dass das Internet für uns alle Neuland sei, spottete die Öffentlichkeit. Aber ist diese Feststellung nicht doch richtig?

Noch längst kein erschlossenes Gebiet

Zu erkunden gab und gibt es nach wie vor sehr viel in der schönen neuen Welt des Internet. Die Technologien für eine immer bessere Vernetzung entwickeln sich in rasantem Tempo weiter, so dass wir ohne ständig mitzulernen schnell den Anschluss verlieren.

Mittlerweile ist es offenkundig, dass es weitreichende Folgen haben kann, wenn Internetdienste zum eigenen Vorteil oder in betrügerischer Absicht eingesetzt werden. Erkennbar ist das nicht allein an Wahlbeeinflussungen durch Social Bots und daran, wie rechtspopulistische Gruppierungen das Netz zu nutzen wissen. Die Auswirkungen von Netzwerkeffekten, Tracking und Postings in den sozialen Kanälen sind deutlich spürbar und reichen weit in die reale Welt hinein.
Innenstädte veröden, weil Einzelhändler weder mit dem Warenangebot noch mit dem Lieferservice des Online-Handels konkurrieren können. Die Natur wird für den Tourismus "instagramable" umgestaltet. Und immer mehr Hotels und Restaurants berücksichtigen die Selfie-Eignung bei der Konzeption ihrer Einrichtung und der Präsentation von Speisen. Schließlich sollen Besucher spektakuläre Fotos schießen und sie in den sozialen Medien veröffentlichen können, denn Selfies gelten als harte Währung der Aufmerksamkeitsökonomie.

Digitale Souveränität braucht Fürsprecher

Wir haben kaum Einblick oder gar Kontrolle darüber, was mit unseren Daten passiert. In wie weit dürfen wir uns datenmäßig öffnen, um uns nicht vollends den IT-Konzernen auszuliefern? Bislang werden mit Machine Learning zwar "nur" Warenkörbe analysiert oder mit heuristischen Verfahren über Kreditwürdigkeit entschieden. Langfristig aber können Datenauswertungen dieser Art gesellschaftliche wie wirtschaftliche Strukturen tiefgreifend verändern.

Leider ist die Zahl derer, die das Internet kritisch hinterfragen, noch viel zu klein. Aber Einflüsse wie Aus- und Wechselwirkungen auf und mit allen Lebensbereichen sind zu massiv, um tatenlos zuzusehen. Die Politik reagiert auf die Umbrüche schwerfällig und von den großen Wirtschaftslenkern traut sich kaum einer, sich zu gesellschaftlichen Themen zu positionieren.

Mein Bestreben ist es, Denkanstöße zu geben. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es in dem sich täglich verändernden Netz nicht immer leicht ist, sich auf dem Laufenden zu halten und Zusammenhänge zu erkennen. In meinem Blog erörte ich in loser Folge Themen aus den Bereichen Netzkommunikation, Digitalisierung und Medienethik.

Als informierter Internetnutzer wird Ihnen manches vielleicht schon aus anderen Quellen bekannt sein. Ich denke aber dennoch, dass ich einen eigenen Fokus habe.

Über Ihr Interesse an meinen Beiträgen freue ich mich!