Suchmaschinen, die nicht überwachen (4)
In die Entwicklung von DuckDuckGo sind anerkennenswerte Privatsphäreschutz-Überlegungen eingeflossen. Dennoch ist die amerikanische Suchmaschine nach europäischen Datenschutzgesichtspunkten nicht uneingeschränkt zu empfehlen.
Oder anders gesagt, als datensensibler Nutzer sollte man die Fallstricke kennen. Lesen Sie aber zunächst, warum für immer mehr Internetnutzer DuckDuckGo die Suchmaschine ihrer Wahl ist.
Datenschutz für die Websuche
- Der Betreiber garantiert, keine IP-Adressen zu speichern.
- Das Surf- und Klickverhalten der Nutzer wird nicht getrackt, weshalb
- alle Nutzer die gleichen Ergebnisse angezeigt bekommen,
- sie nicht mit unerwünschter Werbung belästigt werden.
- Die Datenübertragung erfolgt standardmäßig verschlüsselt.
- Es gibt eine JavaScript-freie Lite-Version. Sie liefert die Suchergebnisse ohne Fremdinhalte aus.
- Der Code von DuckDuckGo ist quelloffen und auf Github zu finden.
- Mit DuckDuckGo kann über einen Hidden Service im Tornetzwerk gesucht werden.
Popularität für Privatsphäreschutz in den Staaten
Verdienstvoll anrechnen muss man es dem Gründer Gabriel Weinberg, dass er mit DuckDuckGo ein Angebot für seine an Privatsphäreschutz interessierten Landsleute geschaffen hat.
Seit 2008 bietet er seinen amerikanischen Gegenentwurf zu Google an. War das Interesse an anonymer Suche in den Vereinigten Staaten anfangs bescheiden, stieg es mit Edward Snowdens Enthüllungen über die Überwachungspraxis der NSA schlagartig. Seither sind stetig wachsende Nutzerzahlen zu verzeichnen.
Die Gans mit der grünen Fliege und dem einprägsamen Namen macht also Karriere. Die vor einigen Monaten veröffentlichte Filterblasenstudie dürfte ihr einen weiteren Schub verpasst haben.
Attraktives Angebot für Mobilnutzer
Ein ernstzunehmender Google-Konkurrent könnte DuckDuckGo auf mobilen Geräten werden.
Der Anbieter hat seine Suchmaschine mit einer Browsererweiterung ausgestattet. Mit dem DuckDuckGo PrivacyBrowser lässt es sich im gesamten Web geschützt und werbefrei surfen. Als Anwender wird man dabei unterstützt von einem Bewertungssystem für Privatsphäreschutz. Die anvisierten Websites werden mit Noten von A (sehr gut) bis F (ungenügend) klassifiziert. Durch die Einordnung erhält man sofort Aufschluss darüber, wie es beim Aufruf der Sites dort um die Privatsphäre bestellt ist.
Zu einem wachsenden Marktanteil bei Mobilgeräten dürfte sicherlich auch beitragen, dass Google seit Kurzem Wahlmöglichkeiten anbieten muss. Waren bislang Google-Applikationen vorinstalliert, muss der Konzern als Folge der EU-Kartellstrafe vom Juli 2018 die Anwender nun fragen, welche Software sie verwenden wollen. Diejenigen, die sich bereits für DuckDuckGo entschieden haben, sind offenbar begeistert. Im Google-Playstore finden sich viele positive Nutzerbewertungen.
Apple bietet seiner Kundschaft DuckDuckGo schon länger schon als Auswahlmöglichkeit.
Unaufdringliche Werbung als Einnahmequelle
Als kostenfrei zu nutzender Dienst finanziert sich DuckDuckGo über Werbeeinnahmen.
Erfreulich ist, dass Anzeigen sehr sparsam geschaltet werden und sich direkt auf die Suchbegriffe beziehen. Mit dieser Methode setzt der Betreiber darauf, dass dosiert eingesetzte Werbung als Vorteil verstanden wird. Eine passgenaue Werbeanzeige kann dem Suchenden hilfreich sein. Umgekehrt hat das inserierende Unternehmen eine höhere Chance über seine Anzeige wahrgenommen zu werden, als wenn diese inmitten mehrerer platziert wird.
Eine weitere Einnahmequelle sind Affiliate-Systeme. Schlägt DuckDuckGo unter einem gesuchten Begriff Produkte oder Dienstleistungen von Händlern und Plattformen vor, zahlen diese Werbepartner Provisionen für die Links.
Bedienoberfläche mit Bedacht konfigurieren
Wer bislang den Marktführer für die Websuche genutzt hat, dürfte bei DuckDuckGo keine großen Umstellungsschwierigkeiten haben.
Eingabemaske und Ergebnisanzeige sind auf den ersten Blick ähnlich schlicht wie beim Branchenriesen. Bei genauerer Betrachtung finden sich hinter dem Hamburger-Icon zahlreiche Einstellungen, um die Suchmaschine den persönlichen Bedürfnissen anzupassen.
Bei den Themes erfreut sich der schicke Darkmodus großer Beliebtheit.
Gleich zu Beginn aufrufen sollte man den Reiter Datenschutz, um die GET-Anfragen auf Aus zu stellen. Andernfalls ist es den Betreibern der besuchten Websites möglich, auszulesen nach was gesucht wurde.
Der Verlockung seine Einstellungen in der Datenwolke zu speichern, sollte man allerdings widerstehen. Leider nutzt DuckDuckGo dazu Amazon-Server wie der entsprechenden Hilfeseite zu entnehmen ist.
Funktionale Qualität
Bei der Ergebnisanzeige überzeugt DuckDuckGo mit nachladenden Inhalten. Durch Infinite Scrolling kann der User beliebig viele Ergebnisse auf seinem Display oder Bildschirm auslesen. Mit diesem mobilfreundlichen Feature hebt sich DuckDuckGo deutlich von Google ab.
Die Suchergebnisse bezieht DuckDuckGo aus mehr als 400 Quellen, darunter Bing, Yandex, Wolfram Alpha und Wikipedia. Zusätzlich crawlt der unternehmenseigene DuckDuckBot das Internet. Die Anfragen werden ihrer Bedeutung nach erfasst, wodurch die Ergebnisse qualitativ besser sind als bei der Schlagwortsuche.
Suchen lässt sich in den Kategorien Web, Bilder, Videos, Nachrichten. Sie bieten jeweils weitere Filtermöglichkeiten.
Seine ganze Kraft entfaltet DuckDuckGo bei der Verwendung der Suchoperatoren. Nachzuschlagen sind sie unter: DuckDuckGo Search Syntax.
Problematisches Serviceangebot
Als Service um Tipparbeit und Suchzeit zu sparen sind die sogenannten bangs gedacht. DuckDuckGo will Nutzern durch die Eingabe von einem vorangestellten Ausrufezeichen in Kombination mit einem individuellen Suchbegriff einen Schnellzugriff auf populäre Websites ermöglichen. Zum Beispiel führt !W Europawahl auf den entsprechenden Wikipedia-Eintrag.
Die Funktion ist praktisch, setzt aber voraus, dass man den Ressourcen-Abruf der besuchten Websites zuvor unterbunden hat. Wer übersehen hat, den Schalter für GET-Anfragen auf Aus zu stellen, gibt den Zielseiten unfreiwillig die Möglichkeit Informationen auszulesen.
Zwar ist dies generell der Fall, wenn die Datenschutzeinstellung nicht entsprechend gewählt wurde. Die verführerischen bangs aber können zur Privatsphäre-Fallen geraten:
Fatalerweise befinden sich auf den Bang-Vorschlagslisten Websites und Portale, von denen hinlänglich bekannt ist, dass sie tracken. Nachdem DuckDuckGo mit bestmöglichem Privatsphäreschutz wirbt, ist es nicht nachvollziehbar, warum die Suchmaschine Datensammler in seine Anwendungsoberfläche integriert.
Entscheidungskriterium Sicherheitsbedenken
Für Anwender, die auf die beschriebenen Sicherheitslücken achten, kann DuckDuckGo eine bessere Wahl als Google sein.
Allerdings unterliegt das Betreiberunternehmen mit seinem Firmensitz in Pennsylvania dem Patriot Act. Im Bedarfsfall muss es seine Datenschlüssel den amerikanischen Sicherheitsbehörden zur Verfügung stellen.
Ein zusätzliches Manko ist, dass der Suchmaschinenanbieter für seine Dienste Amazon Server nutzt. Bei dieser Kritik geht es weniger darum, ob die Daten über Serverfarmen in den USA laufen oder über in Europa befindliche. Vielmehr ist die Zusammenarbeit mit Amazon, dem weltgrößten Anbieter von Web Services, generell fragwürdig, weil Amazon
- der CIA ein Zugriffsrecht auf die Kundendaten seines Online-Handels gewährt.
- mit AWS seit 2014 dem Zusammenschluss der amerikanischen Geheim- und Nachrichtendienste Cloudlösungen für ihre Datensammlungen bereitstellt.
- mit Alexa ein Produkt in seinem Portfolio hat, das Sammlungen menschlicher Stimmen anlegt, die Geheimdiensten bei der Identifikation von Personen helfen können.
Ob DuckDuckGo also eine echte Alternative zu Google ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Zu DuckDuckGo
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